Concerto in D minor BWV 1052
by Johann Sebastian Bach
Piano - Sheet Music

Item Number: 2655210
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Piano duets

SKU: BR.EB-2956

Composed by Johann Sebastian Bach. Arranged by Ferruccio Busoni. Solo instruments; stapled. Edition Breitkopf. EB 2956 is printed in score form; two copies are needed for performance. Baroque period. Piano reduction. 44 pages. Duration 25'. Breitkopf and Haertel #EB 2956. Published by Breitkopf and Haertel (BR.EB-2956).

ISBN 9790004161449. 9 x 12 inches.

EB 2956 is printed in score form; two copies are needed for performance
Wittener Tage fur neue Kammermusik 2011 (2 CDs 1 DVD)

Nietzsche spricht in seinem Spatwerk ofters von dem ,,Individuum als Vielheit von der Mehrheit von ,,Ich's die wir in uns tragen. Die moderne Hirnforschung scheint das zu bestatigen und redet von verschiedenen ,,Ansatzen in der neuronalen Entwicklung unseres Ich. Noch radikaler ist schon seit jeher der Zen-Buddhismus der das Ich als konstante Grosse uberhaupt leugnet und den Menschen empfiehlt sich ganz auf den jeweiligen Augenblick zu konzentrieren und das jeweilige ,,Ich in grosstmoglicher Intensitat zu erleben.

Die traditionelle Kunst Europas ist noch ganz auf die Vorstellung des Ich als einer vielfaltig modulierten und sich entwickelnden Einheit fixiert. Die stilistische Einheit des Kunstwerks war ein Abbild der Einheit des Ich. Sie suggerierte daruber hinaus die Identitat des Werk-Ichs mit dem Ich des Autors. Die Moderne hat diese Grundeinstellung auf verschiedene Weise unterlaufen und demontiert. Die Darstellung der Bruchigkeit bzw. der Widerspruchlichkeit des Ich wich in manchen fuhrenden Stromungen der neuen Musik einer quasi anonymen kalten Ich-Losigkeit welche ihre ,,Einheit aus modellhafter Zahlenkombinatorik bezieht.

Hier scheint mir das schopferische Ziel der Moderne verspielt; liegt dies doch gerade in der Entdeckung der Vielgestaltigkeit des Subjektiven die unter der ,,Orthodoxie der Ich-Einheit verborgen liegt. Das alte Subjekt des Subjektivismus wird nicht durch Lahmung seiner widerspruchlichen Krafte uberwunden sondern durch deren Entfaltung zur Vielheit.

Ich werde nie einen Theaterabend vergessen an dem Jutta Lampe - als einzige Akteurin auf der Szene - die verschiedenen Verkorperungen der /des Orlando von Virginia Wolfe spielte und vor den staunenden Augen der Zuschauer ein Patchwork der dargestellten Figuren entstehen liess das nicht reduzierbar auf eine einzige Person war. Ein solches Mosaik von Interpretationen zu schaffen war mein Ziel bei ,,Issei no kyo wobei ich mir wie schon in mehreren anderen Stucken einen Vierzeiler des grossen Zenmeisters Ikkyu auslieh. Ikkyu - der ungefahr zur gleichen Zeit wie Meister Eckhart lebte - ist einer der grossten auch heute noch gut bekannten Dichter Japans. Stets kreisen seine Gedichte um jenen blitzartigen Moment der Konzentration in dem auf einmal etwas ,,klar wird sich etwas ,,zeigt. Im hier zugrunde liegenden Gedicht ist es ein Windglockchen das plotzlich zum Focus des komplexen Wunders unserer Wahrnehmung wird:

Das Reich des Sehens und Horens ist endlos
aber unhorbar kristallisiert sich ein reiner Klang.
Der alte Puko wusste eine Zauberformel:
Wind und Glocke hangen zusammen dort auf dem glanzenden Gelander.

Mein Stuck ist in vier Strophen gegliedert. Jede der Strophen enthalt den kompletten Text aber auf sehr gegensatzliche Weise und in verschiedenen Sprachen komponiert. Einmal hat die Sangerin ein junges Madchen darzustellen das in deutscher Sprache spielerisch vor sich hiplaudert; dann eine ,,Japanerin welche eine geheimnisvolle chinesische Poesie sparsam und leise andeutet; sodann eine franzosische Konzertsangerin welche das Gedicht bewusst theatralisch rezitiert und schliesslich eine Person welche mit englischen Sprachlauten in magisch-ritueller Weise die numinose Tiefenschicht des Textes evoziert.
Das Stuck ist in zwei Versionen auffuhrbar. In einer ersten kurzen Version folgen die vier komponierten Charaktere - die von genau gleicher Zeitdauer sind - wie vier Strophen aufeinander. In einer alternativen zweiten Fassung die doppelt so lang dauert wie die erste - erscheinen von Anfang an alle beschriebenen vier Charaktere gleichzeitig -
d.h. in unterschiedlich langen genau proportionierten Teilen ,,durcheinander geschnitten.
Hierdurch ergibt sich ein komplexes Spiel von Vorausschau und Ruckblick immer auf der Basis der vier Strophen der einfachen Fassung. Die naturliche Zeitfolge Vergangenheit/Gegenwart/ Zukunft wird in einem chaotischen Wirbel aufgehoben.

Das Stuck sieht auch eine Solofunktion der Piccolo-Flote vor. Diese muss - wenigstens in kleineren Salen - ihre Spielposition wechseln. Damit hat es folgende Bewandtnis: Ikkyu zitiert in seinem Gedicht den Meister Puko den Grunder eines musikalischen Bettel-Ordens. Dessen Angehorige zogen Shakuhachi spielend durch die Lande um den Menschen das ,,wortlose Zen zu predigen. Von Puko wird berichtet dass er sich gelegentlich hinterrucks an Zuhorer anschlich um ihnen plotzlich ins Ohr zu spielen. So fliesst durch mein Stuck ,,Issei no kyo ein Traditionsstrom bis zuruck zu Puko und dessen Mischung von philosophischer Religiositat und karnevaleskem Theater. Der Titel des Stuckes stammt ubrigens nicht von Ikkyu sondern von Yukiko Sugawara und will den wortlosen ,,einen Ton benennen den nicht nur die Musiker des Zen auszudrucken versuchen.

Hans Zender (2010)

Wittener Tage fur neue Kammermusik 2011 (2 CDs 1 DVD).