Wiederholte Annaeherung
by Jorg Birkenkotter
Piano Quartet - Sheet Music

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Piano Quartet (clar/B-clar.tbne.vc.pno)

SKU: BR.KM-2447

Composed by Jorg Birkenkotter. Chamber music; Softbound. Kammermusik-Bibliothek (Chamber Music Library).

World premiere: Amsterdam (Gaudeamus Musikwoche), September 12, 1993

Music post-1945; New music (post-2000). Performance score. Composed 1992/93. 76 pages. Duration 25'. Breitkopf and Haertel #KM 2447. Published by Breitkopf and Haertel (BR.KM-2447).

ISBN 9790004502068. 11 x 14.5 inches.

Jorg Birkenkotter im Gesprach mit Carolin Naujocks (DeutschlandRadio Berlin, Juli 1994) zu Wiederholte Annaherung (und generell zum Umgang mit dem traditionellen Instrumentarium):... das ist einmal, wie ich die verwendeten Instrumente, d. h. also ... in diesem Fall die Posaune, ... also eine bestimmte Aura mitbringt ... von vornherein mitliefert, immer klingt etwas von der Geschichte dieses Instrumentes mit ... und das ist bei den anderen auf eine gewisse Weise ahnlich ... und dass man da ansetzt und dass man da zu Situationen kommt, wo man das Instrument ganz neu und unschuldig, eben nicht traditionell hort. Ich habe dazu uberlegt, dass entscheidend heute gar nicht mehr die Frage ist, welches Material benutze ich, es kann nicht mehr darum gehen, immer neues Material zu finden, sondern welcher asthetischer Zugang druckt sich aus durch so ein Stuck, d. h. wie nahere ich mich diesen gegebenen Strukturen an und wie gehe ich damit um als Komponist ... zum Beispiel in Wiederholte Annaherung (ist es) so, dass das relativ dicht anfangt, also sehr rhythmisch, fast ein bisschen motivisch, d. h. also mit wiedererkennbaren rhythmischen Zusammenhangen und dass darin die verschiedenen Instrumente wie Signale benutzt werden, die diese Zeitstruktur ausdrucken. D. h. also ein fast konventioneller Anfang. Und dann ist aber schon angelegt im Klangmaterial, das verwendet wird, dass das als Klang selbst weiterentwickelt werden kann. Und je langer das Stuck lauft, versucht es immer - wiederholt, aber auf eine immer andere Art und Weise - sich den Klangen und den damit komponierten Strukturen neu anzunahern. Was das eigentlich interessant macht, ist, dass durch die Wiederholte Annaherung im Material, im Instrument und in der Struktur eben eine weitergehende Entfernung von diesem Anfang entsteht. D. h. da ist schon dieses Gegensatzpaar Annaherung und Entfernung, und am Ende gibt es fast Fermaten, die sind so notiert, da heisst es: so lang wie moglich auf einem Atem ..., es geht da gar nicht um einen strukturierten Zeitverlauf, sondern um fast ein Eindringen in den Klang und insofern ... am Ende Posaunenschmettern ein ganz anderes als am Anfang ... versuche ich, am Material so zu arbeiten, dass ein bisschen die Sache umkippt und zu etwas anderem wird. Und dann kann ich bestenfalls, wenn die Sache gelingt, die Sache wieder neu horen, als neue Erfahrung von Wahrnehmung. ... Ich denke, das kommt alles schon von dem seriellen Denken und aus dem Strukturdenken her, aber es gibt ja jetzt schon seit langerer Zeit und fast schon zuviel diese Diskussion um Postmoderne: alles ist moglich, und ich kann uberall ansetzen, und ich finde es einen ganz reizvollen Aspekt diesen Pluralismus-Gedanken, aber nur dann, wenn sozusagen die Idee der Moderne nicht einfach ubergangen wird bei der ganzen Sache. Es geht nur ... bei mir nicht um hermetisch abgeschlossene Kunstwerke, die ganz perfekt und hochdiffenziert, aber nur sich selbst genugen. Ich mochte schon sehen, dass man da irgendwie uber diese Grenzen des einzelnen Stuckes hinaus die Musik macht, die jemanden anspricht im wahrsten Sinne des Wortes, ohne sich anzubiedern, aber irgendwie schon auch ein Gegenuber ernst nimmt. Und da gibt es eben bestimmte Erfahrungen, die einfach jeder hat ... es gibt eben eine bestimmte gemeinsame Geschichte von Musik, die nicht wegzudenken ist... ... Ich glaube, dass ... fur jedes Stuck ein spezieller Zugang zu den ... gewahlten Materialien, zu dem gewahlten Instrumentarium sich entwickelt, und das ist vielleicht nicht immer vorher klar, bevor ich anfange zu komponieren, sondern es entwickelt sich wahrend der Arbeit, aber es gibt nicht nur eine Sprache, die fur alle Stucke jedes Mal genauso funktionieren konnte ... Es gibt trotzdem etwas, das diesen Stucken gemeinsam ist, die Klangsinnlichkeit, die da drin steckt, d. h. ich habe keine Angst davor, dass irgendetwas sozusagen glanzend klingt oder auch virtuos klingt, d. h. das, was aus der Tradition drin bleibt, der Glanz der klassisch-romantischen Tradition. Das, finde ich, ist irgendwie auch drin in meinen Stucken ..., da habe ich keine Beruhrungsangste. Ich glaube, dass das nur funktionieren kann, wenn das jeweilige Stuck jeweils eine nur fur dieses Stuck gultige Syntax ausbildet, das heisst also wie ich mit diesem Material umgehe, das ... im Grunde in jeweils neue Zusammenhange gestellt werden muss. Und das ist das, was die Form des Stuckes ist. Es geht mit Sicherheit nicht um diesen ... so abgenutzten Verweigerungsbegriff. Das ist zu einer bestimmten Zeit vermutlich notwendig und wichtig gewesen, aber ich glaube, es geht eher darum, Dinge zu integrieren, ohne dabei zuruckzufallen in irgendwelche reaktionaren Spielmuster. ... Das Experimentelle in diesen Stucken ist, wie aus dem Zusammenhang mit dem Material eine Form wird, nicht so sehr der Umgang mit neuen Spieltechniken.CD:Quartett AvanceCD Wergo WER 6536-2

World premiere: Amsterdam (Gaudeamus Musikwoche), September 12, 1993.